Geschichte der Baptistengemeinde Berlin-Weißensee
Als Baptistengemeinde in Berlin-Weißensee gehören wir zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland und sind weltweit als "Baptisten" bekannt. Im "Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (BEFG)" sind ca. 800 Gemeinden und Zweiggemeinden mit ca. 80.000 Mitgliedern zusammengeschlossen. Der Baptistische Weltbund vertritt gegenwärtig ca. 42 Millionen Mitglieder in über 200 Ländern mit mehr als 100 Millionen Gottesdienstbesuchern.
Erste Wurzeln der Baptisten finden sich in der protestantischen Bewegung der Reformationszeit. 1517 veröffentliche Martin Luther in Wittenberg mit 95 Thesen seine Kritik an der damaligen Kirche. Schnell breitete sich auf Grundlage dieser Thesen eine protestantische Bewegung innerhalb der damaligen katholischen Kirche aus, die mit Huldrich Zwingli 1523 Zürich und durch Jean Calvin Genf erreichte. In der Schweiz entstand durch die Reformation angestoßen eine weitere Bewegung - die sogenannte Täuferbewegung um Balthasar Hubmaier.
Hubmaier gründete Anfang 1525 in Zürich eine erste Täufergemeinde. Ihr wesentliches Merkmal war die Taufe der Menschen auf das Bekenntnis ihres Glaubens hin durch Untertauchen. Als Vorbild galt ihm dabei die Praxis der ersten Christen im Neuen Testament. Von dem griechischen Wort „baptizein“ (übersetzt: taufen, untertauchen) leiteten später die Gegner der neu entstandenen Täuferbewegung den Name "Baptisten" ab.
Widerstand und Verfolgungen sorgten nicht nur für Zerstreuung dieser sog. „taufgesinnten“ Gemeinden, sondern auch für ihre Ausbreitung. 1609 formierte sich in England daraufhin die erste Baptistengemeinde. Wie allen evangelischen Kirchen ist für die Baptistengemeinden gemeinsam, dass die Bibel die Grundlage und der Maßstab für den Glauben ist. Ebenso die Rechtfertigung des Sünders aus Glaube und Gnade.
Der Begriff "Freikirche" begegnet allerdings erst 1843 in der sogenannten "Free Church of Scotland", einer Abspaltung von der Schottischen Staatskirche und einer zweiten Wurzel der deutschen Baptistengemeinden. Diese Abspaltung nannte sich "freikirchlich," da sie sich in Opposition zum damaligen Staatskirchentum als eine "Freiwilligkeitskirche" verstand. Als solche verstehen wir uns als Baptistengemeinde bis heute.
Die Baptistengemeinde Berlin-Weißensee entstand 1881, als der Bäcker und Gemeindegründer August Lehmpfuhl in seiner Backstube Kinder von der Straße einlud, um ihnen in der Sonntagschule – dem heutigen Kindergottesdienst – Lesen und Schreiben anhand biblischer Geschichten beizubringen. Schnell wuchs die kleine Gemeinschaft an, da die Eltern der Kinder ebenfalls in die Sonntagsschule kamen. Die Gemeinde wuchs so schnell, dass die Backstube von Bäcker Lehmpfuhl zu klein wurde und umziehen musste. 1910 weihte die Gemeinde mit 160 Mitgliedern die noch heute genutzte Immanuel-Kapelle in der Friesickestraße ein.
Mit rund 800 Mitgliedern erreichte die Gemeinde durch die in Berlin ankommenden Flüchtlinge unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg ihren Höhepunkt. Allerdings nahm danach die Mitgliederzahl wieder ab, so dass die Gemeinde heute ungefähr 170 Mitglieder hat. Wegen der Größe des Kapellenbaus diente die Baptistengemeinde Berlin-Weißensee nach dem 2. Weltkrieg bis zum Mauerfall als eine der Hauptversammlungsstätten für Konferenzen und Jugendtage der Baptistengemeinden in der ehemaligen DDR. Im Oktober 1982 besuchte der US-Evangelist Billy Graham die Gemeinde und hielt dort seine erste Evangelisationsveranstaltung im Osten.
Nach der Wende begann sich die Gemeinde verstärkt auf die Menschen in ihrer Umgebung zu konzentrieren. In der Baptistengemeinde Berlin-Weißensse gewinnt daher das Leitwort: „Kirche mit den anderen Menschen im Kiez zu sein“ immer stärker an Bedeutung. Die Gemeinde hat heute einen großen Freundeskreis im Stadtteil Weißensee und wird als Akteur sehr geschätzt. Mit seinen Angeboten wie die Pfadfinderarbeit oder der ökumenisch verantworteten Lebensmittelausgabestelle „LAIB und SEELE“ trägt sie zur positiven Entwicklung des Kiezes aktiv mit bei.